Thomas Müller und seine Mitspieler vom FC Bayern feiern ein Tor beim Kantersieg gegen Zagreb
analyse

FC Bayern erster Tabellenführer Champions League im neuen Format - viele Tore, schwierige Rechnung

Stand: 20.09.2024 11:41 Uhr

Die Champions League ist mit einem Schnitt von mehr als drei Toren pro Spiel und wenig Überraschungen in die neue Ligaphase gestartet. Die 15 siegreichen Mannschaften könnten schon die Hälfte der notwendigen Punkte haben, um im Wettbewerb zu bleiben. Prognosen sind allerdings selbst für Mathematikprofessoren schwierig.

Der erste Spieltag im neuen Format ist vorüber, die ersten 18 Partien stehen in den Statistiken, die erste Tabelle ist erstellt. Eine große Überraschung ist ausgeblieben, dass die AS Monaco gegen den FC Barcelona mit Trainer Hansi Flick gewonnen hat, zählt zu den kleineren, genau wie der deutliche 5:1-Sieg von Celtic Glasgow gegen Slovan Bratislava.

Torreicher Start in die neue Saison

Von den 18 Spielen sind nur drei unentschieden ausgegangen, jeweils mit einem 0:0. Trotzdem wurden im Schnitt 3,16 Tore pro Spiel erzielt. Sechsmal gewann eine Mannschaft mit mindestens drei Toren Vorsprung, der FC Bayern sorgte mit dem 9:2-Erfolg gegen Dinamo Zagreb dafür, dass er als erster Tabellenführer in die Bücher des neuen Ligaformats eingeht.

Drei der fünf deutschen Bundesligisten gewannen zum Auftakt, der VfB Stuttgart und RB Leipzig verloren hingegen. Am Dienstag (01.10.2024) geht es weiter, und wenn tags darauf die neun Partien abgepfiffen sind, ist ein Viertel der Ligaphase gespielt.

Nur jeweils acht Spiele, dafür 36 Mannschaften: Das ist schon eine Reform im großen Stil gewesen. Und schon jetzt dürften viele gespannt auf den 29. Januar 2025 blicken. Dann werden die abschließenden 18 Spiele parallel ausgetragen. Die Tabellenrechner werden dann Hochkonjunktur haben, denn angesichts des Formats dürfte es an den besonders wichtigen Stellen der Tabelle zwischen dem achten Platz (noch direkte Qualifikation für das Achtelfinale) und dem Rang dahinter (Playoffs) sowie dem 24. Platz (letzter Platz für die Playoffs) und dem dahinter (Ausscheiden) eng zugehen.

Jedes Tor kann über die Platzierungen entscheiden

Ein Tor von Sparta Prag zum 1:4 bei Bayer Leverkusen in der 89. Minute wird für die Tschechen möglicherweise keine Bedeutung mehr haben, den VfB Stuttgart könnte es aber vom 17. Platz (ungesetzte Mannschaft in den Playoffs und damit Heimrecht im Hinspiel) auf den 16. (gesetzte Mannschaft und Rückspiel zu Hause) hieven. Prag ist der nächste Gegner der Schwaben, und die Gesamtanzahl der geschossenen Tore der acht Gegner ist eines der vielen Kriterien, die bei Punkt- und Torgleichheit über die bessere Platzierung entscheiden. 

Was wann wo passieren muss, damit dieses und jenes eintritt, wird vermutlich kaum jemand ohne Hilfe eines Computers spontan sagen können. Die Champions League ist Neuland. Es fehlen Erfahrungswerte und vergleichbare Formate im Weltfußball.

In der Bundesliga etwa ist es einfach, zu errechnen, wie viele Punkte vermutlich nötig sein werden, um nach acht Spieltagen mindestens Achter zu werden. In den vergangenen zehn Jahren waren das zwischen zehn und 14, im Schnitt 11,9. In der Premier League, in der 20 Mannschaften und damit zwei mehr vertreten sind, waren es 12,3.

Wissenschaftliche Vorhersagen fallen schwer

Wie viele Punkte werden wahrscheinlich nötig sein, um mindestens Achter in der neuen Champions League zu werden? Diese Frage, sagt Professor Andreas Groll von der Technischen Universität Dortmund, ließe sich mithilfe von Simulationen beantworten, aber nicht auf die Schnelle. Groll ist Experte für Sportstatisiken und Modellierungen. Im Gespräch mit der Sportschau zeigte er eine - für den Laien komplizierte Rechnung auf - die zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen würde. Aber sie würde Zeit und einen größeren Aufwand kosten.

Die einfache, schnelle Rechnung, nämlich die Daten etwa aus der Bundesliga und Premier League mit einem Faktor zu multiplizieren und somit auf eine Liga mit 36 Mannschaften hochzurechnen, sei aber nicht möglich, zumindest nicht, um wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen.

Für Stuttgart und Leipzig könnte die direkte Qualifikation schwierig werden

Ganz unwissenschaftlich hat die Sportschau deshalb in der Redaktion gebeten, den Tabellenrechner anzuschmeißen und die Ligaphase durchzutippen. Dabei zeigten sich zumindest klare Tendenzen. Bei vielen Rechnungen kommt der Tabellenachte letztlich auf 18 Punkte. Selbst wenn letztlich 16 reichen würden, müssten der VfB und Leipzig also mindestens fünf der verbleibenden sieben Spiele gewinnen, um sich direkt zu qualifizieren.

Deutlich niedriger wird die Hürde sein, um zumindest 24. zu werden und somit die Playoffs zu erreichen, in denen sich weitere acht Mannschaften für das Achtelfinale qualifizieren. Die Tipps zeigen eine Spanne von sechs bis acht Punkten an, die dafür nötig sein werden.

Die UEFA als Veranstalter der Champions League beauftragte einige Wissenschaftler, um die Wahrscheinlichkeiten zu erreichen, mit denen Mannschaften die K.o.-Phase erreichen. Sie fütterten ihre Computer mit Daten vor und nach der Auslosung. In dem Modell zeigt sich, dass die Bundesligisten Glück mit ihren Gegnern hatten. Bei vier Mannschaften erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, bei den Bayern, Dortmund und dem VfB sogar sehr deutlich. Nur bei Leverkusen blieb sie nahezu gleich. Der Deutsche Meister lag allerdings schon vorher bei mehr als 75 Prozent. Wie viele Punkte die Leverkusener und ihre 35 Kontrahenten vermutlich holen werden, sagt das Modell allerdings nicht aus.